Die meisten denken bei Blütenpollen an Heuschnupfen und gelben Staub auf Fenstern, Autos oder Pfützen. Jede Pflanze hat Pollen. Ohne sie gäbe es weder Äpfel noch Kirschen. Denn eigentlich sollen Pollen in den Blüten die Eizellen befruchten. Aber viele verfehlen dieses Ziel und landen dann eben sonst wo. Pollen haben aber noch mehr zu bieten: Sie sehen skurril aus, sind nicht tot zu kriegen und es gibt sie in unzähligen Formen, schließlich hat jede Pflanze ihre eigene Pollenform. Fallen sie in ein Moor oder einen See, können sie dort viele Jahrtausende überleben. Jedes Jahr fällt dort neuer Blütenstaub auf sie herab. So entsteht in Mooren und an Seeufern Schicht für Schicht ein Pollenarchiv.
Nimmt man hier in unterschiedlichen Tiefen eine Probe, so enthalten diese zigtausende Pollen – von Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Blumen – ein heilloses Durcheinander. Aber wenn der Dreck erst mal weg ist, kann man die Pollen richtig gut erkennen. Sind in jeder Probe alle Pollen bestimmt und gezählt, können Archäobotaniker sagen, welche Pflanzen hier vor Jahrtausenden wuchsen, wann welche Pflanzen einwanderten, abwanderten oder ausstarben, welche Pflanzen häufig und welche selten waren. Und was stellt man fest? Zum Beispiel: Dass Birken und Kiefern die mutigsten Bäume sind: sie waren nach der Eiszeit als Erste da. Dass die Buchen erst im Mittelalter kamen und die vielen schönen Buchenwälder noch gar nicht so alt sind.
Foto: © VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land – Museum und Park Kalkriese